Manfred Paula leitet seit 2019 die Geschicke des Junglöwen-NLZs. Foto: Anne WildManfred Paula leitet seit 2019 die Geschicke des Junglöwen-NLZs. Foto: Anne Wild

Seit fünf Jahren leitet Manfred Paula das Nachwuchsleistungszentrum (NLZ) des TSV 1860 München. In dieser Zeit schafften 13 Spieler der Junglöwen den Sprung zu den Profis, alle NLZ-Teams spielen wieder in der höchstmöglichen Spielklasse ihrer Jahrgangsstufe. Darüber hinaus engagiert sich der NLZ-Leiter seit 2019 in der Kommission Leistungszentren der Deutschen Fußball-Liga (DFL), vertritt dort die Belange der mittlerweile 22 NLZs im Zuständigkeitsbereich des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), also bis einschließlich zur 3. Liga. Trotz schwieriger Bedingungen ist es dem gebürtigen Aindlinger gelungen, die Herausforderungen der vergangenen Jahre bei den Sechzgern zusammen mit seinem Mitarbeiter-Team zu meistern. Im Interview gewährt Manfred Paula Einblicke in seine erfolgreiche Arbeit.

Wird sich an dem wieder hergestellten Status, dass alle NLZ-Teams in der höchstmöglichen Nachwuchsspielklasse vertreten sind, in der Saison 2024/2025 etwas ändern?
Manfred Paula: Nein, das wird auch in der kommenden Spielzeit so sein, nachdem die U19 und U17 per Status NLZ automatisch für die DFB-Nachwuchsligen qualifiziert sind. In dem Wissen, dass die bisherigen Junioren-Bundesligen von den DFB-Nachwuchsligen ab der Saison 2024/2025 abgelöst werden, haben wir in der zurückliegenden Spielzeit bereits die Möglichkeit genutzt, Spielern des jüngeren A- und B-Junioren-Jahrgangs jeweils Spielzeit in der U19 und in der U17 zu geben. In der U17 kamen sogar regelmäßig bis zu sechs Spielern aus dem U16-Jahrgang zum Einsatz.

Jahr für Jahr gelingt es, Perspektivspieler im Junglöwen-NLZ zu halten und sie in die Profimannschaft zu integrieren. Das führte in der Vergangenheit dazu, dass in der Spielzeitenwertung des DFB-Fördertopfs 3. Liga, bei dem im jeweiligen Klub ausgebildete U21-Spieler herangezogen werden, das Junglöwen-NLZ in den letzten vier Jahren dreimal Platz eins belegte und von entsprechenden Fördersummen profitierte. Das wird sich bei der nächsten Ausschüttung ändern.
Paula: Ja, leider!  Mit Michael Glück und Mansour Ouro-Tagba haben wir auch in der abgelaufenen Saison wieder zwei Spieler, die in unserem NLZ groß geworden und auf sehr beachtliche Spielzeiten in der 3. Liga gekommen sind. Jedoch gibt es dafür dieses Jahr nicht die entsprechenden Fördergelder, weil beide Spieler keinen deutschen Pass besitzen beziehungsweise nicht für eine deutsche Auswahlmannschaft spielberechtigt sind.

Wird sich das künftig ändern? Mit Moritz Bangerter, Tim Kloss und zuletzt Lukas Reich haben vergangene Saison bereits drei Junglöwen-Talente, die Fördergelder generieren können, ihr Profidebüt gegeben. Dazu werden künftig neben Reich, auch Erion Avdija, Raphael Ott und Sean Dulic dem Drittliga-Kader angehören.
Paula: Grundsätzlich ist das primäre Ziel, dass die Jungs Spielzeit im Profiteam erhalten, damit sie die nächsten Schritte in ihrer Entwicklung nehmen können. Wenn dies noch mit entsprechenden Mitteln aus dem Fördertopf verbunden ist – umso besser! Diesbezüglich bin ich optimistisch, dass sich das schon in der kommenden Saison wieder ändern und sich in den nächsten Jahren fortsetzen wird. Durch den sukzessiven Ausbau des Bereichs Talentsichtung und die Besetzung von Schlüsselpositionen in der sportlichen Leitung im NLZ mit kompetenten Mitarbeitern trägt unsere Arbeit zunehmend Früchte. Dadurch konnten wir im Grundlagen- und Aufbaubereich von U9 bis U14 sehr spannende Jahrgänge zusammenstellen und entwickeln. Die Talente, die jetzt nach und nach im Leistungs- und Übergangsbereich, der mit der U15 beginnt, ankommen werden, stimmen zuversichtlich, dass wir uns in Sachen Durchlässigkeit in den Profibereich weiterhin ganz vorne im NLZ-Ranking platzieren können.

Um optimale sportliche Entwicklung zu garantieren, müssen auch die Rahmenbedingungen stimmen. Hier hat sich zuletzt im Bereich Infrastruktur einiges getan.
Paula: Zunächst einmal muss ich mich an dieser Stelle bei unseren Partnern und Unterstützern, allen voran den Unternehmern für Sechzig e.V., recht herzlich bedanken. Ohne sie hätten wir in den zurückliegenden Jahren wichtige Verbesserungen nicht realisieren können. Sowohl die Anlage eines Athletik-Areals mit Sprintbahn als auch die Anschaffung moderner Systeme für Videoanalyse und Leistungsdiagnostik haben einen signifikanten Mehrwert gebracht, ebenso wie die umfangreichen Maßnahmen im NLZ-Gebäude – angefangen von der Sanierung des Umkleidetraktes im Untergeschoss über die Schaffung beziehungsweise Neugestaltung von Büros und Besprechungsräumen bis hin zum Einbau einer neuen Küche für den Internatsbetrieb. Als ein wichtiger strategischer Faktor hat sich zudem die Einführung und der sukzessive Ausbau eines Fahrdienstes für die jüngeren NLZ-Spieler mit Hilfe der Unternehmer für Sechzig bewährt.

Letztlich haben andere NLZs von der finanziellen Ausstattung sicherlich einen Wettbewerbsvorteil. Deshalb die Frage: Welche Faktoren sind Ihrer Meinung nach ausschlaggebend für die positive Entwicklung des Junglöwen-NLZs im sportlichen Bereich?
Paula: Ich würde drei Faktoren nennen, die dafür entscheidend sind: Personal, Ausbildung und Partner.

Gehen wir mal nacheinander auf die einzelnen Faktoren ein. Welche Änderungen wurden unter Ihrer Leitung im Personalbereich des NLZs vorgenommen?
Paula: Einer meiner Leitsätze ist schon immer, dass die Qualität der Ausbildung in einem NLZ mit der Qualität der Ausbilder steht und fällt. Daher haben wir uns bemüht, den Trainerstab mit qualifiziertem Personal zu besetzen, das sowohl den fachlichen Tiefgang als auch die Persönlichkeit und die soziale Kompetenz mitbringt, gleichzeitig zum Wertegerüst des Junglöwen-NLZs passt und es mitträgt. Zudem ist es wichtig, im NLZ-Mitarbeiterstab eine möglichst hohe Kontinuität zu gewährleisten. Dies ist uns mit nur geringfügigen Änderungen auf den Schlüsselpositionen seit 2019 gelungen.

Als zweiten Faktor für die sportliche Entwicklung hatten Sie die Ausbildung genannt. Welchen Ansatz verfolgt hier das Junglöwen-NLZ?
Paula: Die Basis der Ausbildung in unserem NLZ bildet eine ausgereifte, seit vielen Jahren bestehende und permanent weiterentwickelte Spiel- und Ausbildungskonzeption mit klaren Prinzipien für Spiel und Training, spezifischen Talent- und Wertekriterien für den Junglöwen-Spieler und methodischen Leitlinien für die tägliche Arbeit mit den Talenten. Ein Schwerpunkt ist dabei die Individualisierung des Trainings und der Betreuung der Talente. Wesentlicher Teil unserer Ausbildungsstrategie sind auch die Kooperationen mit Schulen im Rahmen des seit vielen Jahren etablierten Projekts „Eliteschulen des Fußballs“ und mit Partnervereinen aus der Region.

Der dritte Faktor sind die Partner. Welche Rolle spielen diese für das NLZ?
Paula: Im Vergleich zu den anderen deutschen NLZs, mit denen wir uns im Hinblick auf die Durchlässigkeit in den Profibereich respektive die Anzahl von Spielern, die für den Profifußball entwickelt werden, messen, sind wir etatbezogen deutlich unterschwellig ausgestattet. Trotzdem haben bei den Junglöwen in den vergangenen zwei Dekaden knapp 100 Spieler den Sprung in den nationalen und internationalen Profifußball geschafft. Dass wir dennoch weiterhin wettbewerbsfähig sind und auf hohem Niveau ausbilden können, ist in hohem Maße – wie bereits erwähnt – unseren Partnern und Unterstützern zu verdanken. Neben den Unternehmern für Sechzig sind dies unter anderem auch Privatpersonen – glühende Löwenfans, die uns z.B. die Durchführung von Sommertrainingslagern für die U19 und U21 ermöglichen.

Wie zuvor bereits angesprochen, wird dieses Jahr dem NLZ durch weniger Zuwendung aus dem DFB-Fördertopf der 3. Liga eine beachtliche Summe fehlen. Wie kann auch künftig das hohe Ausbildungsniveau beim TSV 1860 München gewährleistet werden?
Paula: Meiner Meinung nach wird es mittel- und langfristig erforderlich sein, die finanzielle Ausstattung des NLZs, insbesondere des Übergangsbereichs mit U19 und U21, auf deutlich höherem Niveau zu stabilisieren. Nur so können wir in Zukunft die Rolle des Dienstleisters für den Profibereich nachhaltig einnehmen und dem Verein als elementares Standbein dienen. Die probateste Möglichkeit dazu ist sicherlich die erneute Vereinbarung eines Servicevertrags zwischen den Gesellschaftern, der im Juni 2019 ausgelaufen war und bisher nicht neu geregelt werden konnte.

Wenn Sie sich für die neue Saison was wünschen könnten, was wäre das?
Paula: Maximaler Erfolg unserer Profimannschaft unter starker Mitwirkung der Talente aus unserem NLZ!

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