Von wegen staade Zeit: Frank Schmöller (li.) und Thomas Hiechinger (re.) trainieren vorübergehend die Profis. Foto: sampicsVon wegen staade Zeit: Frank Schmöller (li.) und Thomas Hiechinger (re.) trainieren vorübergehend die Profis. Foto: sampics

Die Löwen-U21 hat am 26. November 2023 ihr letztes Spiel im Kalenderjahr in der Bayernliga Süd bestritten, da das Nachholspiel gegen den FC Pipinsried eine Woche später erneut verschoben werden musste (Nachholtermin: 24.02.2024, 14 Uhr). Nun hätten Trainer Frank Schmöller und sein Assistent Thomas Hiechinger die Beine hochlegen und sich auf Weihnachten freuen können. Nichts da! Auf die beiden wartet noch eine besondere Aufgabe. 

Am Dienstag, 5. Dezember, bekam Frank Schmöller um 11.35 Uhr einen Anruf, ob er sich vorstellen könne, interimsweise das Traineramt von Maurizio Jacobacci bei den Löwen-Profis zu übernehmen. Fünf Minuten später und nach dem Telefonat mit seinem Arbeitgeber war klar, dass er zusagen würde.

Im Rückblick sprach der gebürtige Hamburger mit niederbayerischen Wurzeln von einem aufregenden Tag. „Das war eine Entscheidung, die ich innerhalb von zwei Minuten getroffen habe“, erzählt Schmöller. „Von meiner Seite her gab es keine Zweifel, dass ich das machen möchte.“ Fehlte eben nur noch das Go seines Arbeitgebers. „Ihm bin ich sehr dankbar“, kommentierte er seine Freistellung von seinem eigentlichen Job, um das Coaching des Profiteams bis Weihnachten zu übernehmen. „Die Aufgabe ist spannend, aber nicht ohne. Ich habe richtig Bock darauf“, so Schmöller.

Als Trainer hat der Hanseat zwar einige Erfolge aufzuweisen – aber ausschließlich im Amateurbereich. Nach seiner Zeit als Jugendtrainer bei der SpVgg Unterhaching trainierte er 2002 bis 2008 den SV Heimstetten. Zweimal stieg er mit dem Team auf. Im Juli 2009 wurde Schmöller Cheftrainer des Bayernligisten FC Ismaning. Mit dem Klub feierte er 2011 die Meisterschaft und qualifizierte sich 2012 für die neu geschaffene Regionalliga Bayern. Im Herbst 2013 übernahm er den SV Pullach in der Bayernliga. Dort war er insgesamt fünfeinhalb Jahre erfolgreich tätig. Dreimal schaffte er mit den Raben Platz zwei und 2017 sogar die Meisterschaft in der Bayernliga Süd, konnte aber wegen den Rahmenbedingungen nicht aufsteigen. 2019 übernahm er dann die Reserve der Sechzger. Dort steht er momentan in der Bayernliga Süd auf einem beachtlichen 4. Tabellenplatz, holte aus den letzten zehn Spielen 25 Punkte  (8 Siege, 1 Remis, 1 Niederlage).

Wesentlich glamouröser war Schmöllers Zeit als Fußballer. Über den Niendorfer TSV, seinem Heimatklub, wechselte er als A-Jugendlicher zum Hamburger SV. Dort stieg er zum Profi auf, gewann mit den Hanseaten unter Trainer Ernst Happel 1987 gegen die Stuttgarter Kickers den DFB-Pokal. Weitere Stationen waren Waldhof Mannheim, Lierse SK, Germinal Ekeren, Hertha BSC, Fortuna Köln und SpVgg Unterhaching. Insgesamt absolvierte er als Stürmer 48 Spiele in der Bundesliga (4 Tore) und 107 Spiele in der 2. Bundesliga (26 Tore).

Gerade die HSV-Zeit unter Ernst Happel, damals einer der weltweit anerkanntesten Trainer, prägte Schmöller. „Da habe ich viel mitbekommen, aber man kann nicht alles Eins-zu-Eins übernehmen. Im ersten Jahr sprach Ernst Happel mit mir als 18-Jähriger kein einziges Wort. Das ist heute nicht mehr zeitgemäß.“ Doch andere Dinge seien auch noch in der Gegenwart unabdingbar. „Von ihm habe ich gelernt, dass man alles dafür tun muss, um die Punkte zu holen, dass es dafür Disziplin braucht, jeder 100 Prozent geben und alles auf dem Platz lassen muss.“

Ob es nicht seiner Arbeitsphilosophie widerspräche, quasi als Feuerwehrmann zu agieren, wo er doch eher als Trainer für längere Engagements bekannt ist. „Meine Zeit ist endlich“, antwortete er mit einem breiten Grinsen und in der Gewissheit, im neuen Jahr wieder die U21 der Löwen zu trainieren. Schmöller fehlt die für die 3. Liga erforderliche UEFA Pro-Lizenz. „Deswegen macht es keinen Sinn, große taktische Änderungen aufzurufen. In erster Linie geht es darum, dass die Jungs von sich überzeugt sind, dass wir ein Gemeinschaftsgefühl reingbringen und mit viel Spaß und Überzeugung die Aufgabe angehen.“

Für den 57-Jährigen ist es auch unerheblich, dass er bisher als Trainer ausschließlich im Amateurbereich gearbeitet hat. „Das Tor steht dort an der gleichen Stelle wir im Profifußball, beide spielen Elf gegen Elf. Auch die Arbeit auf dem Platz ist keine andere“, findet Schmöller, der sich erst ein genaues Bild von der Löwen-Mannschaft verschaffen möchte, bevor er ins Detail gehen kann. Doch eins wurde ihm schon nach der ersten Trainingseinheit bewusst: „Wir brauchen Spieler, die das Heft in die Hand nehmen. Da haben wir Nachholbedarf, mir war es im Training viel zu ruhig. Wir brauchen eine klare Hierarchie auf dem Platz, eine Achse, die uns Stabilität verleiht“, lautet seine Forderung.

Offen und unvoreingenommen geht Schmöller die Aufgabe an, auch was die Torhüter-Position betrifft. „Ich mache mir zuerst ein Bild, werde mich dann mit dem Torwart-Trainer abstimmen und danach eine Entscheidung treffen, die klar mit den Torhütern besprochen ist“, sagt er. Für die erste Trainingseinheit unter seiner Regie beorderte er Mansour Ouro-Tagba und Devin Sür zurück zu den Profis, außerdem durften sich die beiden A-Jugend-Spieler Sean Dulic und Lukas Reich zeigen.

Schmöllers Drittliga-Premiere als Trainer muss jedoch warten. Die Heimpartie am Samstag gegen Rot-Weiss Essen fällt aus. Dadurch hat der 57-Jährige noch eine Woche mehr Zeit, um das Team auf das Auswärtsspiel am Sonntag, 17. Dezember, Anpfiff 16.30 Uhr, vorzubereiten. Im Anschluss an das letzte Spiel gegen Waldhof Mannheim (20. Dezember) ist die Mission für Schmöller und Assistent Hiechinger beendet. Dann geht’s endlich in den wohlverdienten Weihnachtsurlaub und im neuen Jahr zurück zur U21.

Ebenso wie die Suche nach dem künftigen Cheftrainer. Selbst wenn Schmöller alle drei Spiele bis Weihnachten gewinnt, besitzt er nicht die nötige UEFA Pro-Lizenz, die für ein längeres Engagement im Profibereich vonnöten wäre. Pfeifer nennt die Aufgabe eines Trainers beim TSV 1860 München „sehr komplex“, weshalb die Anforderungen erst in den Gremien definiert werden müssten, deshalb sei es momentan „nicht der richtige Tag und die Plattform, das zu erörtern“.

Jetzt müsse man zusammenstehen, erklärte Pfeifer und bedankte sich bei Manfred Paula, dem Leiter des NLZ BayWa Junglöwen, der alles geregelt hatte, damit Schmöller und sein Assistent Thomas Hiechinger einspringen konnten. „Ich weiß das wahnsinnig zu schätzen, dass wir da zusammenstehen.“ Alle, die bei Sechzig in der Verantwortung sind, müssten jetzt alles dafür tun, „damit wir erfolgreich arbeiten können.“

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